Haus der Schatten
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Haus der Schatten

In das Haus der Schatten kommen Jugendliche die Probleme zu Hause haben, die von ihren Eltern geschlagen werden oder sonst welche Probleme haben.
 
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 Die Waldwege

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Rhage

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BeitragThema: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Mo Jun 23, 2014 6:55 am

Ein großer Wald durch den mehrere Wege führen. Man kann sich leicht verlaufen, wenn man wagemutig ist und sich tiefer hinein wagt.
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Melody Collins

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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Fr Aug 22, 2014 11:33 am

Ivan

Wie lang war es her dass er diesen Weg gelaufen war? Waren wirklich schon wieder so viele Monate vergangen, einfach vorbeigezogen, ohne Rücksicht? Ein leises Seufzen entwich den hellen Lippen, während die alten Blätter aus dem letzten Herbst unter seinen Füßen bei jedem Schritt knisterten. Es waren wieder fünf Monate gewesen, eine ziemlich lange Zeit ohne Dach über den Kopf, wenn man bedachte, dass er selber gerade Mal 17 Jahre war.
Es war nun Mal wie jedes Jahr. Den Winter verbrachte er im Haus der Schatten, ebenso den Herbst und einen Teil des Sommers. Die restliche Zeit brauchte er einfach. Warum? Im Frühling und im Sommer waren die meisten Feste und somit waren dies die perfekten Jahreszeiten um an Geld zu kommen. Hatten die Leute auf den Festen Spaß, war es meist mehr als nur einfach ihnen die Portmonees aus den Taschen zu ziehen. Ein schneller Handgriff und einfach normal weiterlaufen, während weiter hinten sich Jemand über den fehlenden Geldbeutel ärgerte.
Das Geld zog Ivan immer heraus, bevor er das Portmonee an einen Platz legte, an welchem es mit etwas Glück von seinem Besitzer gefunden werden konnte. Schließlich waren meist noch Sachen wie Kreditkarten und Personalausweise in ihnen und Beides brachte ihn ohne Code und Aussehen nichts.
Wenn er erwischt wurde, war es meist weitaus nerviger aus der Sache hinauszukommen. Man stritt es ab, redete ruhig und hielt Augenkontakt, gestikulierte im richtigen Maß und leerte die Taschen. Die Wenigsten rechneten damit, dass man sich die Geldbörsen auch in den Schlüpfer stecken konnte. Tja, viele würden dort nicht nachschauen und somit hatte sich des öfteren, diese Technik als geeignet erwiesen.
Manchmal geschah es jedoch, dass er nicht ungestraft wegkam, wie neulich. Es war wohl keine besonders intelligente Idee gewesen, einem Schrank, wie man ihn hätte nennen können, die Geldbörse zu klauen. Dummerweise hatte er sich genau in dem Moment umgedreht, bevor ein Schlag folgte und das mitten in die Seite, an die Rippen.
Vorsichtig tastete der junge Mann, seine linke Seite ab und verzog etwas das Gesicht. Es zog immer noch, nach vier Tagen, super.. Und blau war es auch. Eher marineblau mit einem lila Stich, aber man wollte sich ja nicht an Kleinigkeiten aufhängen.
Mit etwas Geschick war er der ganzen Sache dann doch mehr, oder weniger unversehrt entkommen, nur das Geld hatte er leider nicht. Schade.. Die Geldbörse hatte sich leicht angefüllt und dennoch war sie recht breit, was auf viele Scheine hinwies.
Kurz griff der Dunkelblonde in die Innentasche seiner Jacke und zog einen dünnen Stapel Geldscheine heraus und fing an sie zu zählen, bevor sich sein Gesicht eher angenervt verzog. Es war keine gute Ausbeute gewesen in letzter Zeit. Die Leute lernten dazu und nahmen weniger Geld mit, was zu Einbusen ohne Ende führte. Gerade mal 280€ befanden sich in seiner Hand. Das wäre vielleicht genug Geld für 4 Tage in einem recht billigen Hotel, aber dann wäre das Alles wieder weg und es wäre nichts mehr für die restliche Zeit da. Genau deswegen schien es eine gute Idee zu sein, dieses Jahr etwas früher in das Haus der Schatten zurückzukehren. Das Wohnen war umsonst und man musste nur gut auf sein Zeug aufpassen was eigentlich gut funktionierte, wenn man seine Habseligkeiten bei sich trug und den Schlüssel ebenso in der Nähe hatte.
Ein seichtes Lächeln zeigte sich, als er an die Matratze dachte, auf welcher er bald schlafen würde. Es war nur eine alte, beinahe etwas zu alte Matratze, aber sie war alle Male besser als Gras, Steine und Blätter. Dazu die Decke, welche er als weich bezeichnete, obwohl sie wohl das eine, oder andere Mal zu stark mit Kernseife gewaschen und somit recht unkomfortabel geworden war. Aber es war nun Mal seine Decke und darum ging es. Sie gehörte alleine ihm, wie alles in dem Raum, in welchem er sich eingerichtet hatte.
Am Meisten freute er sich jedoch auf das Foto, welches auf dem Fenstersims stand. Zugleich der süßen Freude, zog sich sein Herz bei dem Gedanken zusammen , das Bild zu sehen. Er hasste und liebte es zugleich. Er sehnte sich danach und verabscheute es.
Es war nun einmal die einzige Möglichkeit, wie er seine Familie sehen konnte. Auf einem recht altem Foto, welches mit der Zeit ausbleichen würde, bis kaum noch etwas von der Farbe zu erkennen war. Bis nichts mehr von den bekannten Gesichtern blieb, außer ein leichter Gelbstich. Ivans Hände ballten sich zu Fäusten. Warum musste das die einzige Möglichkeit sein, wie er seine Familie sehen konnte? Warum konnten sie nicht einfach da sein, warum musste nur noch ein altes Foto das sein, was er als Abbild seiner Familie besaß?
Die letzten Blicke, die er damals hatte erhaschen können, waren sowieso nicht das Wahre. Bleiche Gesichter, welche unnatürlich wirkten, welche eindeutig geschminkt waren um die Wunden, welche durch den Unfall entstanden waren zu verdecken, schienen die letzte Möglichkeit gewesen zu sein, in ihre wirklichen Gesichter zu blicken. Wenn man es so nennen konnte.
Das Lächeln seiner Mutter war verschwunden, stattdessen besaßen nun sein Vater, seine Mutter und ebenso Andrej sein Bruder, den selben Gesichtsausdruck. Viele meinten, es sahen so aus, als würden sie schlafen, doch so kalt, konnte Niemand im Schlaf aussehen, so unnatürlich kalt. Das kalte Aufblitzen in den Augen seines Bruders war verschwunden, das Aufblitzen, welches ihm gefallen hatte, da es nur selten an ihn gerichtet war. Selbst wenn es für ihn bestimmt war, dauerte es nicht lange, bevor wieder alles gut war.
Auch das Lachen seines Vaters, was meist mit einem weit aufgerissenen Mund vollzogen wurde, war weg. Stattdessen der gleiche Gesichtsausdruck wie bei den anderen. Düster, kalt.. Abscheulich.
Ivan hatte nicht bemerkt, dass sich bei diesen Gedanken, seine Augen leicht mit tränen gefüllt hatten, ehe er beinahe stolperte, da der Boden verschwommen schien.
„Verdammt nochmal..“,fluchte er, während die Hand über die hellblauen Augen fuhr und sich ein wütender Ausdruck stattdessen in das Gesicht des Jungen schlich.
Es war immer das Gleiche. Egal was war, die Gedanken schmerzten, wollten nicht aufhören. Und genau deswegen war er weggegangen in Hoffnung, dass die Schmerzen langsam verschwinden würden, doch sie gingen einfach nicht, krallten sich fest und schienen es zu genießen, ihn immer wieder auf die Knie zu zwingen um zu sehen, wie die Tränen auf den Boden zerschellten.
Er hasste es, warum musste er immer daran denken? Egal an was er dachte, es kam immer auf das Gleiche raus.
Genau deshalb, brach er seinen Gedankengang ab und ging einfach schnurstracks weiter, versuchte die zuckenden Muskeln an seinem Mundwinkel zu beruhigen. Das er schwach war, wusste er.. Aber es brauchte niemand anderes wissen. Schwäche machte einen angreifbar und somit, wäre man nach kurzer Zeit noch tiefer als jetzt und würde es wohl eher wieder schwer hochschaffen.
Es war nicht mehr all zu weit bis zum Haus der Schatten.. Als erstes bräuchte er eine Dusche, schön warm, dann würde die Welt schon besser ausschauen.
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Rhage

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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Sa Aug 23, 2014 1:20 am

Sin
Der junge Mann lehnte an einem der Bäume und hatte die Augen geschlossen, während er seinen Gedanken nachhing. Doch er musste nicht sehen... die Jahrelange Gefangenschaft in der Dunkelheit des Kellers, ohne Fenster und nur mit einer alten, flackernden Glühbirne als Licht, hatte seine Augen an die Finsternis gewöhnt und seine restlichen Sinne gestählt. Seine Ohren nahmen jedes Geräusch auf und er fühlte es unter seinen bloßen Füßen, wenn sich jemand näherte. Sich an ihn heranzuschleichen war nahezu unmöglich. Trotz der hellen Haut war er in der Dunkelheit nahezu unsichtbar. Die dunklen Sachen die er trug verbargen alles an ihm und er bewegte sich, als wäre er ein Teil der Schatten.
Am Tage hingegen sah man ihn eher selten. Das Licht der Sonne brannte in seinen Augen und auf seiner Haut, schien ihn versengen zu wollen, hielt er sich länger darin auf. So kam es, dass er sich eigentlich nur bei Nacht bewegte, oder wenn dunkle Wolken den Himmel bedeckten und keinerlei Licht hindurch ließen.

Mit einem lautlosen Seufzen ließ er den kahl rasierten Schädel an den harten Stamm fallen und seine Gedanken wanderten zu dem Tag, an dem ein zierliches Mädchen sein Schicksal änderte...
In ihrem Schneeweißen Kleid und den langen Haaren, die in leichten Wellen weit über ihren Rücken fielen, hatte er im ersten Moment an einen üblen Trick gedacht... dann an eine Erscheinung... und als sie dann die Tür weit öffnete und ihm mit zitternden Händen einen Rucksack hinhielt, war sie für ihn zu einem Engel geworden. Zu seiner Rettung. Zögernd hatte er nach der Tasche gegriffen, hatte ein letztes Mal in ihr Gesicht gesehen und war dann ohne ein weiteres Wort aus der Tür gerannt. Hinaus in die schützende Dunkelheit der Nacht... Er hatte nicht erwartet, dass er sie wiedersehen würde und doch...
Als er zu dem Haus seiner Kindheit zurück kehrte, stand vor eben diesem ein Rettungswagen. Im ersten Moment hatte Zorn seinen Körper durchflutet. Er hatte befürchtet, dass irgendetwas geschehen war, was ihm seine Rache genommen hatte... aber als die Sanitäter aus dem Raum rannten und er aus seinem Versteck hinaus das Mädchen mit den hellblonden Haaren sah, hatte ein ungewohntes Gefühl seinen Körper zu Eis erstarrt. Obwohl seine Rache so nahe war... getrennt von einer einzigen Tür... hatte er sie verschoben und war dem Rettungswagen gefolgt.
Einige Tage lang hatte er nur das Zimmer beobachtet, indem sie wie Reglos lag und mit offenen Augen an die Decke starrte. Als er dann bemerkte, dass nie jemand kam um sie zu besuchen, war er durch das geöffnete Fenster ins Zimmer gestiegen. Sie hatte nicht geschrien, obwohl in ihren Augen für einen kurzen Moment die Panik aufgeflammt war. Und er hatte sich auf einen Stuhl gesetzt, sie einfach nur still betrachtet. Bis sie ihn ansprach... Sie nannte ihn bei seinem Namen... Diego... und innerlich war er zusammen gezuckt, doch äußerlich hatte er sich nichts anmerken lassen, hatte ihr nur tonlos gesagt, dass er jetzt anders hieße... Es hatte sie nicht interessiert. Sie hatte gelächelt und nur gemeint, dass sie ihn weiterhin Diego nennen würde... Und irgendwie hatte er es nicht über sich gebracht, ihr dies zu verbieten. Ihren Namen kannte er nicht... es war auch besser so. Die Gespräche zwischen ihnen waren nie wirklich lang. Er kannte die meisten Begriffe nicht, nach denen er suchte... und sie schien zu schwach für langes Reden. So unterhielten sie sich schweigend, über ihre Augen...
Sin besuchte sie täglich, immer zur selben Zeit – bis auf diesen einen, Schicksalhaften Tag. Er hatte ein Mädchen getroffen... Annabella Berneau... sie war in ihn hinein gerannt und verlor dabei ihre Geldbörse, als sie mit Panik in den Augen vor ihr floh. Die Angst der anderen hatte ihn schon immer begeistert... aber seit seiner Flucht war es zu einer geradezu perversen Besessenheit geworden. Doch es war nicht nur das, was ihn dazu führte sie zu verfolgen... zu beobachten... zu Stalken. Es war zu einem großen Teil auch die Tatsache, dass sie den selben Vornamen besaß wie die verräterische Hure, die leider auch seine Mutter war... Er hatte sich immer Frauen ausgesucht, die diesen Namen trugen... oder ihr ähnlich sahen. Und am Ende hatte er sie beseitigt... wenn er des Spielens überdrüssig wurde... Oh, er hatte jeden Zeitungsbericht von seinen Taten. Die Angst der Leute war zum Greifen nah und das es nicht die leiseste Spur, keinerlei Hinweise auf den Täter gab, machte sie Wahnsinnig.

Er hatte nicht alles verstanden, denn das Lesen fiel ihm schwer. Einfache Wörter gingen, Namen, die seine Rache betrafen hatte er sich geradezu fanatisch eingetrichtert... Ebenfalls wie beim Sprechen hatte er in dieser Hinsicht aber Defizite. Hatte sich aber alles selber beigebracht und war noch immer dabei zu lernen. Nunja... wo war er stehen geblieben? Ach ja... Annabella Berneau... Sie war jedenfalls verschwunden, dabei war er noch lange nicht mit ihr fertig gewesen... Aber er würde sie finden. Früher oder später wäre sie wieder sein Spielzeug. Es war immer so...
Auch das blonde Mädchen würde er finden. Nicht aus den selben Gründen, das auf gar keinen Fall. Sie wollte er beschützen. Vor allem... und besonders vor den Männern... Niemand durfte ihr zu nahe kommen. Sie war jemand, der auf ein Podest gestellt und angebetet werden musste... und auf gar keinen Fall berührt werden durfte! Sin neigte dazu, sich extrem an einen Menschen zu binden... und in diesem Fall war es seine Halbschwester. In seinem kalten Herzen gab es nur einen winzigen Teil, der Gefühle für andere zuließ. Ein winziger Teil, der nicht genug Platz für viele Menschen ließ... kam einer, so musste ein anderer dafür diesen Ort räumen.
Und dann hörte er es... leise Schritte, die sich über den weichen Waldboden bewegten. Das Knacken von Ästen, das Rascheln von Blättern... Er hatte also richtig geraten... und eine düstere Vorfreude breitete sich in ihm aus. Er richtete sich auf, den Rücken grade, die Muskeln angespannt und bereit zum Angriff.
Er drückte sich an den Stamm des Baumes und wartete. In wenigen Augenblicken würde der junge Mann an diesem Ort vorbei kommen... und somit das Schicksal seinen Lauf nehmen. 
Sin hatte ihn das erste Mal auf dem Marktplatz gesehen... der Junge hatte die Leute bestohlen und er war von der Art und Weise belustigt. Es war so offensichtlich und er Verstand nicht, wie die Menschheit so lange überleben und sich weiter entwickeln konnte, wenn sie sich so leicht übertölpeln ließen. Er selbst war weniger subtil... Geld war ihm egal. Er benötigte es nicht, nahm sich was er brauchte. Er hatte sein Leben lang mit nichts leben müssen... und jetzt bräuchte er nicht damit beginnen, sich etwas aufzubauen. Sein Leben war sowieso so gut wie beendet. Es fehlten nur noch zwei Menschen... Zwei Menschen die seinem Leben den Sinn gaben weiter zu machen... Wären sie erst beseitigt... dann könnte er dieses armselige Leben endlich beenden.
Aber zurück zu dem Jungen... Anfangs fand er es nur interessant... nichts besonderes... Aber dann verlor er eine Kette. Ein kleines Medaillon, welches er um den Hals getragen hatte. Der Verschluss musste sich geöffnet haben... Da Sin ihn häufig aus der Dunkelheit hatte beobachten können, war ihm auch dieser Verlust nicht entgangen... Er hatte sich nach dem kleinen Schmuckstück gebückt und war erstarrt, hatte es angestarrt. Ungläubig und hatte dann in seine Tasche gegriffen. Seine Hand hatte gezittert, als er sie betrachtet hatte. Sie gehörten zusammen. Der eine war der Schlüssel für das andere. Aber er konnte es nicht öffnen, wusste nicht wie. Es musste ein Geheimnis geben. Etwas was ihm verwehrt blieb...
Aber warum hatte dieser Junge das Gegenstück zu seinem? Sin besaß es, seit er denken könnte... Sein Stiefvater hatte es ihm zu Füßen geworfen mit den Worten, dass es seinem leiblichen Vater gehört hatte... Oh, er hatte gewollt, dass Sin sich danach bückte... klar hatte er es getan... Er war ein Kind und es war ein Stück Hoffnung gewesen...
Jetzt wollte er wissen, wie er zu diesem Ivan stand... wie dieser zu dem Medaillon kam... Und jetzt war sein Moment gekommen. Als der Junge an dem Baum vorbei ging, schnellte er hervor. Sein Hand schloss sich um dessen Hals und presste ihn an die raue Rinde des Baumes. Sein Gesicht näherte sich dem Ivans, während er ihm die Luft ab schnürte. Seine Eiskalten Augen mit den weißen Kontaktlinsen schienen in der Dunkelheit zu glühen. Als er sprach, war seine Stimme rau und kaum zu verstehen. „Ich glaube ich habe etwas, was dir gehört.“ Er blinzelte nicht, tat er selten, wenn er anderen Angst einjagen wollte... half ungemein.... Er griff nach der Kette in seiner Hose und ließ sie vor Ivans Gesicht baumeln, während er ihn noch immer am Hals gepackt hielt....


Zuletzt von Rhage am Sa Aug 23, 2014 4:01 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Melody Collins

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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Sa Aug 23, 2014 2:10 am

Ivan

Immer weiter raschelten die Blätter unter seinen Füßen, zerrissen bei jedem Schritt und gaben einem beinahe das Gefühl, dass der Boden weich war. Früher hatte er zusammen mit seinen Eltern Filme gesehen, in welchen sich Leute in Blätterhaufen warfen und dann mit diesen spielten, als wären diese etwas besonderes. Er selber hatte das damals als Kind auch gerne gemacht. Es war immer nervig gewesen die ganzen Blätter zusammenzuschieben, da leider im Herbst stets ein rauer Wind vorbeizog um die Arbeit wieder zu vernichten und die Blätter, wieder verteilte.
Andrej hatte immer gemeint, er solle doch eine Harke verwenden, aber Ivan wollte nicht, er wollte es so schaffen, egal wie schwachsinnig es war. War die Sache geschafft, nahm er Anlauf und schmiss sich in die roten, braunen, gelben und leicht grünen Blätter, welche kurz darauf umherflogen. Dass er sich dabei den Kopf angeschlagen hatte und sich so eine Platzwunde verpasst hatte, wusste er noch. Die Tränen waren die Wangen entlang geflossen, während sein Bruder seufzend heran eilte und sich das Lachen verbot, während der Kleine sich die Hand an den Kopf legte, Rotz und Wasser heulte, ehe er mit den großen Augen auf seinen Bruder blickte.
Dieser hob ihn hoch und brachte ihn zu ihrer Mutter, welche natürlich sofort anfing den Kleinen zu beruhigen, die Wunde vorsichtig abtupfte und seine Stirn küsste, während sie immer wieder sagte :“Es ist doch nichts, es wird wieder alles gut mein Schatz.“.
Kurz darauf war er im Krankenhaus gewesen und die Wunde wurde genäht. Stolz zeigte er jedem die Naht und schwor, dass er nicht geheult hatte, was er natürlich hatte, aber es war peinlich sowas zu sagen.
Wieder verschwanden die Erinnerungen in der Dunkelheit der Nacht und ebenso folgte das zarte Lächeln in seinem Gesicht. Was zurück blieb war die Trauer, welche sich tief in seinem Herz versteckte und sich jedes Mal freute, wenn sie unbeabsichtigt herbeigerufen wurde.
Hätte er nicht mehr das Bild seiner Familie, hätte Ivan sich wohl noch kaum an die strahlenden Augen seiner Mutter erinnert. Auch wenn es noch nicht all zu lange her war, aber die geschlossenen Augen und die bleiche Haut mit dem kalten Ausdruck. Diese Bilder schoben sich meist vor den alten Erinnerungen.
Der junge Mann wollte nach seinem Medaillon greifen, welches normalerweise an seinem Hals baumelte, bevor er leise seufzte. Stimmt.. Er hatte es vor wenigen Tagen verloren, es musste auf dem Marktplatz gewesen sein. Aber als er es suchen gegangen war, fand er nichts mehr davon. Es war weg, einfach weg. Sein Vater hatte es ihm damals zu seinem zehnten Geburtstag geschenkt, wollte, dass er es immer bei sich trug, was auch geschah. Ivan verstand bis heute nicht warum. Es war ein Schmuckstück, mehr nicht, aber sein Vater schien immer wieder grimmig, wenn er es nicht dabei hatte. Das Einzige was er selber damit verband, war nun Mal sein Vater. Mehr nicht.. Es trug Erinnerungen mit sich, Erinnerungen an ihn.
Vielleicht hatte er Glück und würde es bald wiederfinden. Wunder gab es immer wieder, auch wenn die Hoffnung nach diesen mit der Zeit immer geringer wurde. Kaum machte man sich Hoffnungen wurden diese wieder zerstört, zerrissen und flogen dann mit dem nächsten Atemzug weg, während sich stattdessen ein stechendes Gefühl im Herz ausbreitete, als würde man erstochen werden.
Die hellblauen Augen richteten sich in die Ferne, achteten nicht auf die Bäume, welche sich ringsherum befanden. Warum auch? Es war Nacht und die Meisten schliefen.
Ein kurzer Blick an sein linkes Handgelenk zeigte die Uhrzeit an, auch wenn sie schwer durch die Schwärze der Nacht zu erkennen war. Die Augen hatten sich ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt, weshalb er mit zusammengekniffenen Augen die Ziffern ablesen konnten, auf welche die Zeiger deuteten. 01:22.. Jap.. Die Meisten würden schlafen. Das größte Problem, wären wohl Junkies, welche lachend, oder nicht ansprechbar auf dem Boden lagen. Solange sie ihm nicht hinterherrannten war alles gut, schneller wäre er sowieso, als zugedröhnte Jugendliche, welche kaum einen Fuß vor den anderen setzten konnten.
Doch dann, ein leises Rascheln, ehe sich etwas um seinen Hals schlang und das nicht all zu sanft. Es schnürte ihm die Luft ab, während seine Augen sich vor Schreck aufrissen, wer zur Hölle war das!?
Die raue Rinde eines Baumes drückte sich an den Rücken des Jungen. Er spürte wie sich die Unebenheiten sich in die Haut drückten und sich ein leichter Schmerz ausbreitete. Doch das war seine kleinste Sorge. Sofort packte er die Hand, welche um seinen Hals gelegt war und versuchte diese wegzureißen, während er die Augen schloss, den Mund auf machte um einen unterdrückten Fluch herauszubrüllen, was wohl eher als leises Gurgeln endete.
Doch dann ertönte eine raue, tiefe Stimme, welche man kaum verstand und Ivan öffnete die hellblauen Augen. Bevor er überhaupt die Worte richtig verarbeitet hatte, fiel sein Blick in die Augen seines Gegenübers. Weiß, kalt und erbarmungslos. Eine leichte Gänsehaut breitete sich über die Haut des Jungen aus, während er den Blick nicht abwenden konnte. Dieser Blick..
So bekannt und trotzdem anders. Wie erstarrt stand er da, während die Hände nicht mehr an der des Fremden zogen um an die so ersehnte Luft zu kommen, welche seine Lunge langsam benötigte, was er an dem leichten Japsen festmachte.
Andrej.. Der Blick erinnerte ihn an seinen Bruder. Sie selbe Kälte schwang mit ihm. Sofort wehrte sich sein Körper wieder gegen die Hand, welche weiterhin ohne nachzulassen um seinen Hals gelegt war.
Doch dann, ein erneuter leichter Schock. Das Medaillon..? Sofort fiel sein Blick auf das glänzende Schmuckstück, welches vor seinem Gesicht baumelte. Woher.. Woher hatte dieser Kerl das!? Er hatte es doch verloren und warum wusste er, dass es ihm gehörte!?
Gut jetzt gab es zwei Möglichkeiten.. Weitergurgeln und merken dass die Beine nachgaben, oder sich wehren. Das zweite schien in seinen Gedanken, eher zu wirken.
Er holte mit der rechten Hand aus und zimmerte sie in das bleiche Gesicht seines Gegenübers, bevor er sich dieses genau anschaute.
Es war nicht nur bleich.. Es war beinahe kalkweiß und das was noch bizarrer schien, waren die tiefen langen Narben, welche es zierten. Wieder legte sich ein Schauer über den Körper des Kleineren, während er nochmal zuschlug, dieses Mal in den Magen, bevor er aus dem festen Griff schlüpfte und erst Mal einatmete und hustete. Verdammt sein ganzer Hals zog sich zusammen, ebenso sein Körper. „W..was soll das!“,knurrte Ivan mit einer Mischung aus Knurren und Husten, während er sich etwas entfernte, die Hand weiterhin geballt hatte.
Was war hier überhaupt los!? Ein fremder packte ihn und ließ das Medaillon seines Vaters, vor seinem Gesicht baumeln..
„Gib das Medaillon her, sofort!“,zischte er dem Bleichen entgegen, während er sich selber langsam aufrichtete und mit einer Hand seinen Hals massierte.
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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1So Aug 24, 2014 11:19 am

Sin
Der Junge war kleiner, als er gedacht hatte... aber das störte ihn nicht, kam ihm nur ganz recht. Andernfalls hätte er ihn sich nicht so leicht schnappen können... So aber hielt er ihm am Hals gepackt und drückte ihn gegen den Baum. Er hatte ihm eigentlich nicht gleich die Luft abschnüren wollen... aber er war sich seiner eigenen Kraft nicht im klaren und da geschah es schnell, dass er andere härter anfasste, als es eigentlich geplant war – so auch jetzt.
Seine Finger lagen wie eisige Klauen am Hals des jungen Mannes, während dieser sich gegen den Griff wehrte. Die Augen waren geschlossen, doch Sin hatte den verängstigten Ausdruck in den Augen bemerkt und ein erregtes Glitzern erschien für einen Moment in den unheimlichen weißen Tiefen. Es gefielt ihm. Angst... Panik... Grauen... all dies waren Gefühle anderer, die er nur zu gerne fühlte. Als sich die Schlanken Finger des Jungen um sein Handgelenk legten und daran zerrten, legte er den Kopf schief und betrachtete den Versuch nachdenklich. Was sollte das bringen? Artig sein und nichts tun war angebracht... aber die Menschheit war seltsam. Nur Fluchtinstinkt beherrschte ihr Leben. Sie dachten sie wären Jäger... doch das stimmte nicht. Sie waren Opfer. Hilflos und Schwach denen ausgeliefert, die stärker waren als sie selbst. Ivans Mund öffnete sich leicht, wollte anscheinend etwas sagen und Sins Gesicht näherte sich dem des anderen, als dieser die Augen schloss. Suchte nach Ähnlichkeit – aber fand keine. Wie auch? Er hatte noch nie in einen Spiegel gesehen... hatte dies stets vermieden. Selbst, als er die Freiheit erlangte, hatte es ihn nie interessiert, wie er optisch aussah.
Als die blauen Augen sich öffneten und in der Dunkelheit glitzerten, schnaubte er leise. Die Augen waren der Spiegel der Gefühle, ein Tor zur Seele... Sie verrieten alles. Man musste es unterdrücken. Vergraben... In die Vergessenheit verbannen. Schwäche... durfte man niemals zeigen... Niemals... Kurz darauf spannten sich die Muskeln an, als er das Medaillon vor der Nase des anderen baumeln ließ. Es schien ihm wichtig zu sein... Aber warum? Wie hatte er es bekommen? Und warum? War es gestohlen? So viele Fragen.... so wenig Antworten.... so wenig Zeit. Die Hand hob sich wie in Zeitlupe und landete in Sins Gesicht. Doch dieser regte sich nicht. Selbst, als er einen Treffer in den Magen kassierte, zeigte er keinerlei Gefühle. Keine Reaktion. Er war Schmerzen gewohnt... und zwar weit schlimmere als dies. Zudem konnten ihn Körperliche Beschwerden nicht wirklich behindern... die Wunden, die man Psychisch davon trug... das waren jene, die Narben hinterließen und ein Leben lang behinderten, wurden sie nicht behandelt.... Kurz ließ er lockerer und Ivan schien den Moment auszunutzen, denn er entwich seinem Griff und brachte sich in Sicherheit, indem er ein paar Schritte zurück sprang – und dann allen ernstes aufmuckte.
Was das sollte... dass er das Medaillon wollte.. blablabla... Wenn es doch alles so einfach wäre, wenn jeder das bekam was er wollte... Langsam trat Sin einen Schritt näher an ihn heran. Sein Gesicht verzog sich zu einem finsteren Lächeln, als er ein Klappmesser aus der Tasche zog und damit begann, es auf und zu klappen zu lassen. Es dauerte immer ein wenig, bis er antwortete. In manchen Fällen musste er erst nach den Wörtern suchen und dabei vertrieb er sich gerne die Zeit mit... Spielen. Die erste Frage ignorierte er natürlich erst einmal, bevor er auf die letzten Worte antwortete. „Was man findet, darf man behalten.“, meinte Sin langsam und im nächsten Moment schoss er nach vorne. Seine Hand ballte sich zur Faust und landete inmitten von Ivans Gesicht... Im nächsten zog er ihm mit einem Tritt die Beine weg, sodass dieser zu Boden fallen musste.
Langsam ließ Sin sich neben Ivan im Schneidersitz nieder, betrachtete den jungen Mann und strich diesem dann mit dem Messer über die Wange. Ritzte die weiche Haut leicht, sodass ein Bluttropfen die Klinge benetzte. Mit einer Grimasse, die wohl ein Lächeln sein sollte, hob er das Messer nun an seine eigene Wange... und bohrte den gehärteten Stahl in die Haut, zog eine blutige Spur bis zum Mundwinkel und leckte dann mit der Zunge über die Klinge, bevor er sich wieder Ivan zuwandte.
Angst einjage... und das war die einfachste Methode um zu bekommen, was er wollte. Und fügte nun zu seinem vorherigen Satz hinzu: „So wie dich....“ Er meinte damit, dass er vorhatte Ivan zu behalten. Ein Spielzeug... fürs erste... Bis er genug davon hatte - oder das Mädchen wieder fand... Aber ihm war langweilig... Er war nicht gerne unter Menschen... aber er war auch nicht gerne alleine. Er hätte gerne ein Tier... aber er wusste nicht, welches. Wollte es nicht einsperren... sollte frei sein. Nicht so wie er früher ein leben im Käfig führen... Also hatte er es gelassen... Aber einen Menschen konnte er doch haben, oder nicht? Die hatten es nicht anders verdient. Alle gleich...
Er schüttelte den Kopf um seine Gedanken zu klären und konzentrierte sich dann wieder auf den jungen Mann.
„Ich will wissen.“, meinte er und merkte in dem Moment wo er endete, dass ein Wort fehlte... Mist... Ärgerlich... Was solls... „Wegen dem Medaillon. Woher hast du es?“ Er wollte es wissen... Wollte wissen, warum sie zusammen passten – und er wollte wissen, ob der Kleine das Geheimnis kannte, welches sie verbargen...
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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1So Aug 24, 2014 12:12 pm

Ivan

Sein Körper war auf Alarmbereitschaft. Dieser Kerl vor ihm, hatte wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank, was zur Hölle war mit ihm falsch? Selbst bei den beiden Schlägen, welche ziemlich gut gesessen hatten, hatte sich die Miene des Fremden nicht verzogen kein bisschen, stattdessen hatte er ihn einfach angestarrt, ohne nur für einen Moment die Augen zu schließen. Ivans Herz hämmerte gegen seine Brust, während die Muskeln sich bis zum zerreißen anspannten. Irgendetwas lief hier verdammt falsch. Schon alleine die Narben, brachten ihn aus dem Konzept. Woher hatte er diese? Sie sahen auf jeden Fall nicht aus wie Brandnarben. Eher waren es Schnitte gewesen und dazu ziemlich tiefe. Warum hatten ihm diese Schläge nicht gestört? Bei einem Schlag ins Gesicht, wichen die Meisten erst Mal zurück, bei einem Schlag in den Magen, krümmte man sich, stattdessen war er stehen geblieben, als wäre nichts gewesen, wie ein Fels in der Brandung und dieser Blick.. Dieser eiskalte Blick, der in ihn zu schauen schien.
Der Dunkelblonde schluckte schwer, während sein Körper leicht zitterte, sowohl vor Anspannung als auch vor Angst. Er musste weg, schnell, jetzt! Aber.. Das Medaillon wollte er ebenso wieder bekommen, schließlich hatte er es von seinem Vater bekommen. Sein Blick war auf dieses fixiert, ehe der Fremde mit den Narben im bleichen Gesicht. Doch er kam näher und Ivan ging erneut einen Schritt zurück, ehe seine hellblauen Augen aufblitzten. Hatte er wirklich ein Messer in der Hand!? Verdammt, das war nicht gut, wirklich nicht. Ein Funken von Angst flammte immer wieder in seinen Augen auf, während sein Atem sich beschleunigte. Wollte er ihn abstechen? Ernsthaft?! Auf welchem Trip war der denn bitte!? „Es gehört mir, du darfst es ganz bestimmt nicht - !“, brüllte er ihm entgegen, bevor er durch einen Schlag mitten ins Gesicht gestoppt wurde. Instinktiv hob er die Hände an das schmerzverzerrte Gesicht, welches zu pochen schien, ehe er den Halt unter seinen Füßen verlor und nach hinten in die Blätter fiel. Vorsichtig nahm er die zarten Hände von seinem Gesicht und blickte sie an. Kein Blut. War ja schon Mal gutes, wenn nur nicht solch ein pochender Schmerz durch sein Gesicht fahren würde, wäre es noch besser, leider blieb das aus. Die Augen des Kleineren hatten sich leicht mit Tränen gefüllt. „Verdammt was soll das!?“,zischte er dem Vernarbten entgegen, bevor die Klinge des Messers in seinem Augenwinkel aufblitzte.
Der komische Kerl setzte sich wirklich im Schneidersitz neben ihn und auf einmal wurde es erschreckend still. Man konnte das leichte Säuseln des Windes hören, während der Körper Ivans zitterte. Würde er ihn jetzt aufschlitzen? Das konnte er doch nicht machen!
Sofort riss er die Augen weit auf, als das kühle Metall seine Wange berührte und sein Körper sich verspannte, ehe ein ziehender Schmerz an der Stelle entstand, an welcher das Messer entlangfuhr.
Grummelnd kniff er ein Auge zusammen, doch das was danach kam, jagte ihm ein Schauer über den Rücken.
Dieses Grinsen, wirkte ebenso kalt wie der eisige Blick des Bleichen. Kurz stoppte Ivans Atem als er sich das Messer selbst über die Wange zog, sodass eine Kerbe entstand an welcher Blut hinunter sickerte – auf das Messer. Doch das war noch nicht Mal das Absurdeste.. Er leckte das Blut mit seiner Zunge ab, als wäre es alltäglich und die Angst packte den Kleinen nun vollkommen. Der Fremde war wirklich alles andere als normal! Ruhig bleiben... Es zumindest versuchen, aber er konnte nicht, seine Gliedmaßen wehrten sich gegen die Befehle. Wollte er einen Arm heben, zitterte dieser nur. Wie ein Reh, welches im Scheinwerferlicht eines Lasters stand.
So wie dich..? Ein wenig perplex blickte er ihm mitten in die Augen, konnte erneut den Blick nicht abwenden. Warum musste er diesen Blick haben? Warum musste er schauen wie Andrej!? Warum ausgerechnet wie er und nicht wie ein x – beliebiger Verrückter, wie er schien!
Warte Mal.. So wie dich? Etwas finden und behalten, so wie dich? Meinte er das? Er wollte ihn nicht töten? Was wollte er dann? Die Fragen sammelten sich in seinen Gedanken, bevor er sich leicht auf die Lippe biss. Was wollte ein eindeutig psychisch kranker Kerl von ihm und was redete er da bitte von ihm behalten!? Ein Tier war er nicht und einsperren würde er sich schon drei Mal nicht lassen, sollte er es nur versuchen, er würde erneut eine Faust ins Gesicht bekommen...! Sobald sich seine Gliedmaßen dazu entschieden ihm wieder zu gehorchen und nicht wie Espenlaub zu zittern.
Dann sprach er erneut das Medaillon an.. Mit zwei Sätzen, von welchen einer wohl eher unvollständig gebildet wurde. Konnte er nicht richtig reden? Ivan entschloss sich zu antworten, vielleicht entkam er so dieser Situation, ein Versuch war es wert.
„Das Medaillon habe ich von meinem Vater an meinem zehnten Geburtstag bekommen. Was interessiert dich das? Es bringt dir nichts und besonders viel dürfte es materiell auch nicht wert sein, also gib es bitte wieder her und nimm das Messer aus meiner Sichtweite.. Es macht mich ein wenig nervös, ich wäre dir also wirklich verbunden, wenn du es wegpackst.“, erklärte er, während der Blick kurz auf den glatten mit Blut verschmierten Stahl traf.
„Du willst mich doch nicht aufschlitzen...oder?“,fragte Ivan nun eher leise, zurückhaltend, während der Atem für einen Moment stockte.
Wie sollte er hier wegkommen? Der Kerl war unglaublich schnell, wahrscheinlich schneller als er. Konnte er klettern? Laut dem Körperbau schon – drahtig. Und was wollte er verdammt nochmal mit dem Medaillon seines Vaters? Und wer war er? Woher wusste er, dass es ihm gehörte? Warum ähnelte sein Blick, dem seines Bruders? Immer mehr Fragen bauten sich auf, während keine Antworten dort waren um sie verschwinden zu lassen.
„Ich würde gerne wissen.. Wer mir das Messer in direkter Nähe meines Gesichtes hält.. Ich bin Ivan Sterling und .. Wie heißt du?“,fragte er in einem ruhigen Ton. Eventuell half es, wenn er sich mit ihm unterhielt, vielleicht würde sich so eine Chance zur Flucht ermöglichen.
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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Mo Aug 25, 2014 4:55 am

Sin
Sein Kopf legte sich leicht auf die Seite, als er Ivan betrachtete und dessen Reaktion beobachtete. Er fand ihn lustig... unterhaltsam... jedenfalls bisher. Mal sehen wie lange. Das variierte ja immer mal. Aber er fand es nicht toll, dass der ihn so anstarrte... Er mochte nicht angesehen werden. Jedenfalls nicht so lange. Sein Gesicht sollte sich nicht so eingeprägt werden. Normalerweise lag es immer im Schatten... Hatte er dieses Mal vergessen... Dummer Fehler... Könnte sein Ende bedeuten, bevor seine Rache vollendet war. Wegen dem kleinen hier... er hasste ihn! Wollte, dass er litt. War genauso schlecht wie die ganzen Menschen, die bereits unter der Erde lagen.
„Starr nicht! Hasse das.“, meinte Sin deshalb leise und seine Augen richteten sich genau in die des anderen. Als würde er in dessen Seele blicken wollen. Mit einem Gesicht, welches absolut nichts preisgab, fixierte er ihn, als Ivan brüllte, dass er es nicht behalten dürfte. „Irrtum. Ich nehme, was ich will.“, antwortete er daraufhin und strich mit dem Daumen über die scharfe Klinge des Messers. Es war lustig, als der Kleine zu Boden fiel. Warum riss er die Hände hoch? War doch nicht schlimm... hatte nicht mal seine ganze Kraft eingesetzt... Egal. Er war schwach wie alle anderen Menschen. Jämmerliche Schwächlinge. Traurig. Grausam...
Und dann glänzten Ivans Augen auch noch verräterisch. Gleich würde er weinen. Vorfreude machte sich in Sin breit. War bei den meisten so. Selbst die ach so tapferen Männer heulten wie kleine Jungs, wenn sie ein Messer sahen... noch besser war es, wenn er es zum Schritt wandern ließ. Wurde dann ein richtiges Konzert. Ein Schriller Schrei... dann endete es abrupt in Blubbern. Meist verloren sie das Bewusstsein... und er musste warten, bis sie wieder aufwachten und er weiter machen konnte... Auf die Frage, warum er das machte, was das sollte... darauf antwortete er nie. Ging sie nichts an. Ging niemanden außer ihm etwas an. So auch dem kleinen hier nicht. Und dann wurde es still... So still, dass man das Flüstern des Windes hören konnte, der zwischen den Mächtigen Bäumen hindurch huschte. Stille... er liebte Stille... hörte so, wenn sich etwas näherte... andererseits hasste er sie aber auch. Einsamkeit wurde dann allmächtig. Aber so... ging es. Er war ja nicht alleine.
Als er dann die Wange des Jungen ritzte, kniff dieser die Augen fest zusammen und eine Träne rann an der Seite herunter. Aber er schrie nicht. Schade... klang immer so schön. Sin streckte die Freie Hand aus und fing die einzelne Träne mit dem Finger auf, hielt sie hoch, betrachtete sie. Er mochte Tränen. Ihn faszinierte das Weinen. Er wusste nicht wie es geht. Hatte es wohl verlernt. Früher konnte er es, dass wusste er noch. Es half gegen Kummer und gegen Schmerz. Man verschloss nicht alles und wurde von innen vergiftet. Egal... Dafür machte es auch schwach. War jämmerlich. Sin leckte den salzigen Tropfen auf, bevor er mit dem Handrücken über seine Wange fuhr, das Blut aus der langen Wunde verstrich. Betrachtete er nicht. Sein Blut war uninteressant. Sah er ja öfter.
Er konzentrierte sich wieder auf Ivans Gesicht, sah, dass dieser ihn anstarrte – schon wieder. Vielleicht sollte er ihm die Augen verbinden... Nein, das hob er sich auf. Für später. Angst vor dem, was geschehen würde, weil man nicht sah. War ganz nett. Turnte die meisten an – warum auch immer.
Dann wurde er von Ivans Worten erneut aus seinen Gedanken gerissen. Von seinem Vater bekommen? Er hätte gerne gefragt, wie der Vater hieß... aber was brachte das? Er kannte den seines ja nicht... Sin wusste, er belog sich selbst... Immerhin hatte er dessen Nachnamen... Aber er hatte... Angst... wollte eine Familie... wollte nicht... hob sich die Frage für später auf. Als Ivan dann darum bat, dass er das Messer aus seiner Sichtweite nahm, zuckte er die Schultern und tat ihm diesen Gefallen... ließ es langsam von dessen Kinn über den Hals wandern, hob das Shirt am Kragen an – und schlitzte es auf, ohne die Haut zu berühren. Während er dem jungen Mann weiterhin zuhörte, klappte er das Oberteil nach rechts und links auf. Betrachtete die Haut. War bestimmt so weich wie die eines Babys... Er würde das untersuchen. Er streckte die Hand aus und strich über Ivans Brustkorb, über den flachen Bauch, zu den Seiten. Hatte recht gehabt. Babyhaut.
Er zog sich leicht zurück und klopfte mit dem Messer leicht auf Ivans Oberschenkel – die Spitze zeigte zu dessen besten Stück... Aufschlitzen?
„Vielleicht... Später... Erstmal behalten. Zu dem Anhänger... Gebe ihn dir nicht wieder. Habe das Gegenstück. Lässt sich aber nicht öffnen. Ich will das Geheimnis wissen.“, meinte er und leckte sich über die Unterlippe. Trocken... Normalerweise redete er nicht einmal annähernd so viel. Mit wem auch? Und dann fragte Ivan, mit wem er die Ehre hätte und er musste überlegen. Namen... er hatte seinen Namen abgelegt... Dieser war egal. Er brauchte ihn nicht. Hatte sich einen eigenen Gegeben, einen der passte... Für jemanden, der nichts hatte... Keine Familie, Kein Zuhause, Keine Freunde.... Kein Tier.... „Ich weiß, wie du heißt. Ich heiße... Sin.“, meinte er auf Ivans Frage und sah diesen an.
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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Mo Aug 25, 2014 7:11 am

Ivan

Es war merkwürdig den Fremden anzusehen, schon beinahe seltsam. Er schien kalt, krank und trotzdem ruhig, als würde er das jeden Tag machen, als wäre es keine neue Situation, sondern eine welche er schon erlebt hatte. Genau deswegen blickte Ivan weiterhin auf das Gesicht des Bleichen, ohne auch nur den Blick über die Narben schweifen zu lassen. Der Blick war um einiges beruhigender. Viele würden wahrscheinlich bei diesem Blick in Panik ausbrechen, aber er war so bekannt, wie konnte man deswegen in Angst ausbrechen. Im Gegenteil. Es beruhigte den Kleineren doch etwas. Andrej hatte oft so geschaut und ihm nie wehgetan, vielleicht war es ja das Selbe mit dem Kerl da. Es hieß doch das bellende Hunde nicht bissen, aber.. Er drohte ja nicht, sondern machte einfach, galt es auch für diese Situationen?
„Warum sollte ich es hassen? Du erinnerst mich an jemanden, ich habe keine Angst vor deinem Gesicht warum auch? Ein Gesicht kann einem nichts tun.“,entgegnete er mit ruhiger Stimme, bevor diese wieder lauter wurde. „Vergiss es. Das Medaillon gehört mir und genau deswegen wirst du es mir wiedergeben. Ob du willst, oder nicht. Es gehört dir nicht!“,zischte Ivan, bevor er selber merkte wie suspekt es war einen Dieb anzubrüllen, dass dieser einem etwas zurückgeben solle, wenn man selber einer war. Aber schließlich klaute er immer nur Geld, den Rest gab er immer zurück. Geld war nur ein Zahlungsmittel, mehr nicht.. Im Gegensatz zu dem Schmuckstück, welches in der Hand seines Gegenübers lag.
Verwirrung breitete sich in Ivans Kopf aus, als der kranke Idiot vor ihm nicht nur das Messer ableckte, sondern auch mit dem Finger die einzelne Träne auffing und auch diese aufleckte. Das Tränen schmeckten war ihm neu. Salzig, mehr nicht. „Schmeckts? Ist mir neu, dass Tränen so wunderbar schmecken.“,grummelte er nebenbei, bevor er den Blick kurz abwandte sich umschaute. Irgendwo musste doch ein dicker Ast sein. Ein Schlag damit auf den Kopf und er wäre für einen Moment weg. Es war wirklich nicht seine Art anzugreifen und Leute auf den Boden zu befördern. Aber anders ging es anscheinend nicht. So könnte er auch das Medaillon wiederbekommen, der Plan war also gar nicht so schlecht.. Aber die Dunkelheit legte sich wie ein Nebel über alles Nützliche was in der Umgebung lag. Auch das Adrenalin in seinem Körper schien ihn anzuspornen, doch eher wegzurennen, anstatt zu kämpfen. Laut dem Schlag hätte er in dieser Sache schon Mal keine Chance, schon zehn Mal nicht, da seine Schläge ihm wohl nichts ausgemacht hatten. Keine Reaktion, kein Blinzeln nicht mal ein Muskelzucken.
Plötzlich fuhr der kalte Stahl an seinem Kinn entlang runter zu seinem Hals. Verdammt! Er wollte ihn wirklich aufschlitzen! Sofort stieg der Puls und der Atem beschleunigte sich um ein vielfaches, während der Blick beinahe am Messer klebte, nicht abwich. Er wollte wenigstens sehen wenn er es in die Kehle drückte, dann könnte er sich auf den Schmerz gefasst machen. Aber es kam anders. Das Messer fuhr weiter runter, während die kühle Hand den Kragen seines dunklen Shirts packte, ehe ein Schnitt zu hören war und Ivan doch lieber die Augen schloss. Aber es schmerzte nicht, war nur ein wenig kühler. Die beinahe makellose Haut kam zum Vorschein. Nur eine etwas längliche Narbe an der rechten Seite kam ebenfalls zum Vorschein. Der Rest war glatt, weich und hell. Kurz stockte der Atem des Dunkelblonden als eine Hand über seinen Brustkorb strich, hinunter zum Bauch und dann zu den Seiten. Was sollte das jetzt!? „Nehm deine Hände weg..“,brummte er, bevor seine Hand sich entschied ihm wieder zu gehorchen. Genau diese schlug die des Anderen weg und ein leichtes Triumphgefühl machte sich in ihm breit. Wenigstens gehorchte ihm diese Hand wieder. Sofort öffneten sich die hellblauen Augen und fixierten die weißen des Anderen, ehe sein Körper kurz zusammenzuckte. Das Messer.. War an seinem Oberschenkel!? Ach du scheiße, das war eindeutig schlimmer als am Brustkorb. Kurz blinzelte er zu der Klinge, welche eindeutig auf seine Mitte gerichtet war und ihm entwich die Farbe aus seinem Gesicht. Oh Scheiße.. Bloß nicht, das konnte er doch nicht machen! Er war doch selber n Kerl! Verdammt er musste ruhig bleiben, ansonsten schien der Fremde doch nur Spaß an der Sache zu finden.. Einatmen.. Ausatmen.. Ivan versuchte sich zu beruhigen, hoffte dass er ihm das abkaufte und schaute nun zum wiederholten Male perplex zu ihm. Gegenstück? Was für ein Gegenstück? „Es gibt kein Gegenstück. Also gib es her verdammt! Spinn' dir nichts zusammen. Mein Dad hat mir das Medaillon gegeben. Wenn einer ein Gegenstück hätte haben sollen, wäre das mein Bruder gewesen. Also laber keine Scheiße!“,knurrte er mit einem Grollen in der Stimme, ehe sein Herz sich schmerzhaft zusammenzog. Verdammt.. Er wollte doch nicht mehr an Andrej denken.. Das endete immer im Gleichen.. Schmerz. Doch ein Mal in den Gedanken, ließ sich sein Bruder nicht mehr so leicht verscheuchen... Unbewusst biss er sich auf die Lippe, blickte in für einen Moment in die Ferne. Er durfte sich die Trauer nicht anmerken lassen. Eindeutig, ansonsten würde das nur noch mehr Brennstoff ins Feuer kippen.
„Woher zur Hölle.. Weißt du wie ich heiße? Beobachtest du mich oder was!?“,fragte er nun, während der Blick wieder in Sins Richtung fiel. War der Kerl n Stalker? Würde einiges an seinem Verhalten erklären. Stalker suchten doch Kontakt, oder? Und wenn sie etwas von der Person hatten, waren sie schließlich glücklich, richtig?
„G..gut Sin. Kannst du das Messer bitte komplett von meinem Körper wegnehmen.. Es ist etwas unangenehm.. Wenn da unten n Messer ist, dessen Spitze auf meinen Schwanz zeigt.“, flüsterte Ivan, während der Blick immer wieder auf das Messer und auf Sin fiel.
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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Mo Aug 25, 2014 9:26 am

Sin
Anscheinend konnte er nicht richtig zuhören... na, so etwas hatte er ja gerne... Wiederholen war doch so lästig! „Du! Du sollst nicht starren. Sonst werde ich dafür sorgen, dass deine Augen nicht mehr zu gebrauchen sind.... Dann kannst dus herum tragen.“ Und er meinte es absolut ernst... Wer keine Augen mehr hatte, konnte ihn auch nicht ansehen. Ganz einfach. Allerdings beunruhigten ihn die Worte, dass er den kleinen wohl an jemanden erinnerte... Durfte nicht sein. Könnte ihn beschreiben... aber... an wen erinnerte er ihn denn? „Wen?“, fragte er deshalb. Vielleicht hätte er die Frage anders stellen sollen... Jetzt klang es so aus dem Zusammenhang gerissen... Na ja... vielleicht verstand er ihn trotzdem!
Und dann ging das Spiel wieder los, dass er herum jammerte wegen seinem Medaillon und obwohl Sins Gesicht keine Regung zeigte, schoss sein Arm plötzlich nach vorne und legte sich erneut um Ivans Hals, drückte ihn so zu Boden. „Hör zu... Du redest erst, wenn ich es dir erlaube. Keine Forderungen... Keine Bitten... Du tust, was ich sage... und dann überlege ich, ob ich dich vielleicht doch nicht...“ Er grinste sein grausames Lächeln. Ein Lächeln ohne Gefühl. Monoton und gleichgültig... und dadurch nur umso unheimlicher. Den Satz beendete er nicht. Effekt war dann größer. Langsam ließ er den Hals des anderen wieder los und setzte sich grade hin. Es gefiel ihm eigentlich nicht, andere zu berühren... aber er hatte gelernt, dass es in bestimmten Situationen sein musste.
Als der junge Mann dann fragte, ob die Tränen den Schmecken, sah Sin ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Probiere es, dann weißt du.“, antwortete er auf die alberne Frage und folgte dann de Blicken des anderen. Er suchte nach etwas und ihm war bereits klar, was es war... Eine Waffe. War doch immer das gleiche... Dumme Menschen... Flucht war das einzig sinnvolle, wenn man anders nicht zum gewünschten Erfolg kam. Man musste seinen Gegenüber beobachte und dann die Schwächen ausnutzen. So Sinnvoll... so Einfach... und für die meisten so schwer zu begreifen.
„Rechts Ast...“, meinte er neutral und sagte damit, dass dort ein Ast zu finden war, an den er heran kommen würde. Solle er mal versuchen, müsste sich dafür halb herum rollen... Wäre bestimmt Lustig zu sehen, wie er wie ein Käfer herum krabbelte. Aber erst einmal würde er weiter den Körper erkunden. War interessant. Wie ein Markenzeichen. Keiner war gleich.
Er spürte, wie sich der Herzschlag unter seiner Hand verstärkte, hart gegen den Brustkorb schlug. War ja schon interessant, wie schnell das ging. Mal schauen, wann er sich wieder beruhigte. Wie ein Experiment. Gefiel ihm. Während er also über den Körper strich und dabei das Gefühl hatte, sich jeden Moment übergeben zu müssen, spürte er eine Erhöhung unter seinen Fingern. Eine Narbe... sofort zog er die Hand zurück, die alten Narben auf seinem Rücken brannten, als würde er erneut Bekanntschaft mit der Peitsche machen. Panik wallte in ihm auf, schien ihn zu verschlingen. Er hatte das Gefühl wieder im Keller zu sein. Nackt dort unten... Darauf wartend, dass sie zurück kamen. Die Spiele wieder begannen.... Innerlich schrie er – doch äußerlich zeigte er nichts. Wie immer, sah man nur die Hülle und nicht das, was hinter dieser verborgen lag. Als Ivan dann auch noch seine Hand beiseite schlug, fuhr sein Kopf zu dessen Gesicht und meinte tödlich langsam: „Niemals berühren! Niemals!“ Nur langsam beruhigte er sich, während er die Namen seiner Opfer aufzählte. Damit gelang es doch am besten.
Als Ivan dann meinte, es gebe kein Gegenstück, griff Sin in den Kragen seines Shirts und holte einen Anhänger zum Vorschein. Die feine Kette, an der dieser hing, schien viel zu filigran dafür. Er hielt ihn so, dass Ivan es sehen müsste und hielt dann den anderen dagegen. „Satz bildet sich. Passen zusammen... Aber kein Öffnen....“ Jaja.... wenn die Sätze sich bei ihm man auch so leicht bilden würden.... Und als der kleine dann auch noch fragte, woher zur Hölle er ihn kannte und ob er ihn beobachten würde – nickte Sin eiskalt. „Ja... ganze Weile. Bist sehr naiv. Nie bemerkt. Hast gestohlen. Die Leute waren noch dümmer. Habs nicht bemerkt. Dabei so offensichtlich.“, meinte er, sprach lieber in abgehackten Sätzen... Viel ihm leichter. Er hatte immer noch Probleme mit dem Sprechen... aber wenn man bedachte dass er über 15 Jahre seines Lebens im Keller isoliert verbracht hat, konnte man es nachvollziehen – es wusste aber nun mal keiner. Er würde es auch nicht sagen. Es ging niemanden etwas an. Und wer über ihn lachte... nun, der hätte nicht mehr lange etwas davon....
Dann fragte der junge Mann, ob er das Messer weg nehmen könnte – und Sin schüttelte den Kopf. Warum auch? Er mochte es. War sein Lieblingsspielzeug. Und es war so schön, die Panik in den Augen des anderen fiel.
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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Mo Aug 25, 2014 10:04 am

Ivan
Jetzt fing Sin auch noch an zu drohen, super.. Wirklich super. Was hatte er denn dagegen wenn er ihm in die Augen blickte? Die Narben schaute er sich ja nicht an, kein bisschen, aber die Augen.. Waren nun Mal interessant. Jedoch war der Gedanke, dass er ihm die Augen ausstechen würde, nicht ganz so angenehm. Und leider traute er es seinem Gegenüber zu und das vollkommen. Er sah nicht so aus, als würde es ihn interessieren, ob sein Opfer litt, stattdessen huschte über seine dünnen Lippen immer ein leichtes Grinsen, wenn ihm etwas wehtat. „Ist gut.. Ist gut. Ich schau' dich ja schon nicht mehr an..“,antwortete Ivan ruhig und richtete den Blick zur linken Seite, ließ ihn dort weiterhin über den Boden schweifen. Irgendwo musste doch so n blöder Stock sein. Schließlich waren sie doch in einem Wald. Dann fragte der Bleiche nochmal etwas... Wen? Was meinte er jetzt damit? An wen er ihn erinnerte. Wieder zog sich sein Inneres zusammen und ein kurzer Anflug von Trauer machte sich erneut in seiner Mimik breit. „Es geht dich nichts an, an wen du mich erinnerst.“,murmelte er leise, bevor er seine Augen schloss. Verdammt.. Warum mussten sich diese Bilder so stark in seinen Gedanken breitmachen? Das Lächeln, der Blick und die Schreie.. Erneut fing sein Körper an zu zittern, während die Hände sich zu Fäusten ballten. Verdammt.. Die Gedanken mussten weg, so schnell wie möglich..!
Und somit tat Sin, Ivan ungewollt einen Gefallen, als er erneut seinen Hals packte und ihm die Luft wieder wegblieb. Er verbat ihm zu reden, wirklich!? Was sollte der scheiß denn bitte? Und was .. Wollte er tun? Ihn töten? Naja.. War auch nicht zu abwegig, so wie er drauf war, also war es im Moment klüger auf dieses Kommando zu hören. Ivan nickte und gab ihm so zu verstehen, dass er nichts sagte, wenn er es nicht wollte.
Kurz darauf entschwand die kalte Hand und der Kleinere hüstelte etwas, da seine Lungen nur so nach der Luft riefen. Würgen schien er lustig zu finden, so oft wie er es tat.. Super, konnte ja noch heiter werden. Kaum hatte Sin ihm den Tipp gegeben, öffnete er wieder die Augen und drehte den Kopf nach rechts, suchte kurz und fand den Ast. Massiv.. Knapp fünf Meter weit weg.. Ein paar kleine Schritte, aber davor müsste er aufstehen und das Messer an seinem Bein schien das gut zu verhindern. Und kriechen wäre zu ineffizient.. Außerdem, würde er nicht vor diesem kranker Kerl kriechen..
Wieder zuckte seine Haut zusammen, als er die Hand erneut an seinem Körper fühlte. Was fand er bitte daran so toll? Haut.. Wow, mehr war es nicht. Kein Fett. Nur Haut, Knochen und Muskeln, mehr nicht.. Doch plötzlich zog er die Hand zurück, beinahe schreckhaft und Ivan blickte auf diese. Warum war er zurück gezuckt? Die Narbe? Deswegen? Sie war nicht extrem groß, erinnerte ihn jedoch an das dumme Auto.. An den dummen Knall.. Dann suchte Sin nun den Blickkontakt und Ivan ging auf diesen ein, als der nächste Befehl folgte. „Dann fass du mich auch nicht an. So einfach ist das. Ich habe nicht vor, dich zu berühren, wenn du mich nicht berührst.“,entgegnete er genervt.
Kurz darauf baumelte das Medaillon vor seinem Gesicht. Es war nicht seins, schien jedoch ein Teil von diesem zu sein. Fassungslos blickte er auf das Schmuckstück, während sein Mundwinkel zuckte. Wie.. Warum? Warum hatte er dieses Teil!? Das konnte doch alles nicht wahr sein, was war das für ne kranke Scheiße?! „D..dann gehören sie nicht zusammen. Ende.“,knurrte Ivan. Es konnte nicht sein, dass das ein Teil des Medaillons war, welches er besaß, auf keinen Fall. Warum sollte so ein kranker Kerl dieses Stück haben!? Er ähnelte zwar Andrej in ein paar Sachen, aber.. Er konnte nicht mit ihm verwandt sein, wie denn!? Sein Vater würde nie fremdgehen, niemals! Dafür hatte er seine Mutter zu sehr geliebt, er hätte so etwas nicht getan! Er hätte ihr niemals wehgetan..! „Du lügst, du hast es geklaut, ganz einfach! Woher sollst du es sonst haben!? Von meinem Vater nicht! Er würde niemals fremdgehen, niemals!“,brüllte er unglaublich laut, ungehalten, als würde die Lautstärke seine Aussage wahrer machen, als half sie ihm daran zu glauben.
Der Streit.. zwischen seinen Eltern..? War es deswegen? Nein! Der Streit war wegen Andrej.. Nicht.. Nein nicht wegen sowas, nein! Eine Mischung aus Verwirrung, Verzweiflung und Wut war in Ivans Gesicht zu finden. Vielleicht hatte er es nachgemacht, schließlich hatte er sein Medaillon gehabt, also.. Wäre das doch eine Lösung richtig?
Vorsichtig zog er das Bein vom Messer weg, bedacht darauf, dass es nicht in die Haut einsank und sprang dann auf, während seine Schritte rückwärts gingen. Den Blick auf Sin, während er sich dem Stock näherte. Er musste diese Medaillons einfach haben.. Er musste lügen, anders ging es nicht! E..er war keiner der Familie, er sah nur etwas wie Andrej aus, weil.. Es eine Laune der Natur war! Genau, das war bestimmt die Lösung.. Zumindest erhoffte er sich das, bevor er mit dem rechten Fuß den Stock berührte und diesen eilig hochhob, bevor er ihn schützend vor sich hielt.
„G..g..gib die Medaillons her!“,knurrte er ihm entgegen, während er selber nicht wusste wie er sich fühlen sollte. Warum.. Warum musste er ihm ähnlich sehen? Warum musste er solch ein Medaillon haben!? „And-“, sofort stoppte er den Ausruf. Der Kerl war nicht Andrej. Sondern ein.. kranker Kerl, richtig? Sein Bruder.. War weg, einfach weg.. Würde weg bleiben... Aber.. Warum.. Musste dann dieser Blick, ihm so ähneln?
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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Di Aug 26, 2014 8:33 am

Sin
Als Ivan meinte, dass er ihn dann halt nicht mehr ansehen würde, beruhigte er sich schlagartig, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Sein Verhalten könnte man mit dem eines Kindes vergleichen. Bekam er etwas, stieg seine Laune – was man ihm nur äußerlich leider nicht ansah. „Brav.“, meinte er deshalb nur und beobachtete den jungen Mann weiterhin interessiert. Er war irgendwie seltsam... Bisschen dumm... Naiv... vielleicht auch nicht ganz richtig im Kopf. Na ja... wenn er so überleben konnte... Sollte sich aber besser nicht fortpflanzen.
Auf die unfreundliche Erwiderung, dass es ihn nicht anginge, zuckte er nur die Schultern. Dann eben nicht. Würde er es nicht erfahren, würde auch Ivan nicht bekommen, was er wollte. Würde er ihm schon beibringen. Er bemerkte allerdings, dass Ivan litt, wenn er ihn ansah, wenn er in Gedanken die Person sah, an die Sin ihn erinnerte. „Es tut dir weh.“, meinte er deshalb langsam und legte den Kopf schief, fragend. Warum tat es weh? Hatte er ihm etwas angetan? Mochte er diese Person? Hatte er sie gemocht. So viele Fragen und keine Antwort... Hasste er. Wollte nicht so unwissend sein. Und dann meinte der kleine Wicht allen ernstes, er würde Sin nicht anfassen, wenn dieser ihn nicht anfasste! Blitzschnell schoss Sins Arm nach vorne und sein Handrücken traf mit einem schmerzhaften Klatschen Ivans Wange. Anschließend strich er beinah zärtlich drüber. „Keine Befehle von dir. Nur meine.“ Seine Stimme war kaum zu verstehen und kurz darauf lehnte er sich wieder zurück. Vor allem Ivans Ton gefiel ihm nicht. Nicht respektvoll... Zu frech... verdiente Strafe.
Und dann blickte der andere auf das Medaillon. Hunderte von Fragen in den blauen Augen. Die selben, die auch Sin quälten. Doch Ivan versuchte zu leugnen, während er nach der Wahrheit suchte. Er schüttelte den Kopf und meinte. „Du bist blind. Willst nicht sehen. Dumm... Nicht Wert zu leben.“ Er würde nicht erklären, woher er es hatte, würde zu viel offenbaren. Was sollte er auch sagen? Hat mir mein Vergewaltiger hin geschmissen, damit ich mich für ihn bücken würde? Klar... am Ende würde er noch Mitleid bekommen... Mitleid war nicht gut. Schwächte... Er wollte nicht schwach sein... nie wieder... nicht so, wie früher. Machtlos denen ausgeliefert, die Stärker waren... Aber er hatte dafür lange trainiert. Seinen Körper gestählt. Aufgrund der Entbehrungen seit frühester Kindheit war er allerdings eher Drahtig als breit und man sah die stählernen Muskeln nicht auf den ersten Blick.
Nachdenklich betrachtete Sin die beiden Teile. Vielleicht war es ja wirklich nicht von seinem Vater.... Wer weiß. Vielleicht hatte sein Stiefvater es irgendwo gekauft. Sich einen schlechten Scherz erlaubt... Aber daran wollte er eigentlich nicht denken. Die ganze Zeit in Gefangenschaft hatte ihn der Gedanke daran aufrecht gehalten, dass es dort draußen vielleicht jemanden gab, der ihn... Ach Verdammt. Besser er wechselte die Richtung. Die Blicke der anderen hatten ihn ja oft genug gezeigt, dass es auf dieser Welt keinen gab, der ihn mit anderen Augen betrachtete... Absolut niemanden. Als Ivan dann herum schrie, hätte er ihm am liebsten Blätter in den Mund gestopft. Schreien war grässlich.... „Mund zu...“, flüsterte er leise, seine ruhige Art ein krasser Unterschied zu Ivans Aufgewühlt.
Als der kleine sich dann langsam außer Reichweite zu bringen versuchte, beobachtete er nur den Versuch. War er wirklich so dumm zu glauben, dass er das nicht bemerken würde? Also bitte.... aber er würde es zulassen. Warum auch nicht? Später die Hoffnung zu zerstören zu entkommen, war doch so viel schöner. Wie eine Jagd! Die Beute kurz entwischen lassen... und dann wieder einfangen. Mit absolut neutralem Gesicht betrachtete er nun Ivan, der förmlich auf den Ast zu kroch. Hoffentlich hatte er auch die Spinne gesehen, die sich dort nieder gelassen hatte. Sie war so schön. Groß und Haarig. Gehörte bestimmt nicht hier her. War ausgebüchst. Irgendwo. Sin hätte sie gerne mit nach Hause genommen. Dann hätte er ein Tier... Er könnte sie Füttern und mit ihr Spielen. Allerdings brachte sie sich eiligst in Sicherheit, als Ivan den Ast aufhob und für einen Moment spiegelte sich eine unvorstellbare Trauer in Sins Blick. Das wars mit Haustier... Schade. Doch weiter alleine sein....
Aber bereits im nächsten Moment blickte er wie vorher und sah leicht belustigt zu, wie Ivan den Stock hielt. Absolut falsche Haltung. Damit würde er niemanden ernsthaft Schaden zufügen können – höchstens sich selbst! Als dieser dann auch noch herum stotterte, ging Sin eiskalt los. Während er sich blitzschnell einen Plan ausdachte, blickte er keinen Moment von Ivan auf – bis er plötzlich die Richtung wechselte und in der Dunkelheit verschwand. Er zog die Kapuze über das Gesicht und stecke die beiden Anhänger zurück in die Hosentasche, bevor er sich an einem niedrigen Ast empor zog. Leicht knackte dieser unter seinem Gewicht, aber er müsste halten. Noch einen höher und langsam balancierte er über die Äste, schwang sich auf den nächsten, bis er über Ivan stand. Durch den Wind, der die Äste zum Zittern brachte, würde es wahrscheinlich nicht sonderlich auffallen. Und dann lachte er, ein finsteres Lachen, voller verborgener Geheimnisse. Im nächsten Augenblick ließ er sich fallen – direkt über Ivan.
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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Di Aug 26, 2014 9:10 am

Ivan

Brav..? Hatte er ihn wirklich wie einen Hund gelobt? Ernsthaft? Ein leicht genervtes Gesicht zeigte sich Sin, als er Ivan lobte. Doch innerlich, schien er immer perplexer zu werden. Gelobt werden? Wegen sowas...? Eigentlich freute er sich über das Lob, warum auch immer.. „Lob mich nicht, nur weil ich das gemacht habe, was du willst. Ich bin kein Hund... Außerdem bin ich kein kleines Kind mehr, du brauchst mich nicht zu loben.“,flüsterte er leise und blickte zur Seite. Verdammt! Dieses dumme Lob! Warum musste er sich auch noch in der Hinsicht gleich verhalten, verdammt nochmal!
Und die ganze Sache mit dem Medaillon.. Es konnte nicht so sein, auf keinen Fall.. Niemals.. Niemals hätte sein Vater, seiner Mutter mit so etwas wehgetan, warum hätte er sich eine andere Frau suchen sollen? Er liebte sie doch.. Hatte sie geliebt, richtig? Kaum merkbar schüttelte der Dunkelblonde verwirrt den Kopf. Jetzt fragte er sich schon selber, ob es stimme, aber es musste doch so sein.. Wann hätte er schon fremdgehen sollen? Er war doch immer arbeiten gewesen.. So gut wie immer, die freien Tage hatte er zuhause verbracht.. Soweit Ivan sich jedenfalls daran erinnern konnte.
Und erneut zog sich sein Inneres zusammen als die kalte Stimme seines Gegenübers ertönte.. Ja es tat weh.. Ungemein. „Selbst wenn.. Es würde dich sowieso nicht interessieren und ich werde einem Kerl, der meint mich würgen und wie einen Hund behandeln zu müssen garantiert nicht sowas erzählen. Reicht schon, dass du mich beobachtet hast.. Haste wahrscheinlich schon öfters gemacht, mit anderen, oder?“,fragte Ivan um von dem Thema abzulenken und blickte nun auf den Boden.
Dann wieder ein Schmerz, dieses Mal an der Wange. Sofort riss der Kopf Ivans mit und war nach links gerichtet, während er die Augen zusammenkniff.. Verdammt zog das.. Dass ihm das Blut in die Wange schoss und diese sofort rot wurde konnte er spüren, doch das was ihn dazu brachte beinahe wegzurennen war die Hand.. Welche über die Wange strich... Die zusammengekniffenen Augen entspannten sich ein wenig, während er leicht den Kopf schüttelte.. Er sollte aufhören. Warum machte er das bitte? Er konnte nicht gleichzeitig böse und nett sein. Das ließ sich nicht miteinander vereinbaren.. „Was...sollte das..?“,fragte er leise, kaum hörbar während er schwer schluckte.
Das war bestimmt alles.. genauso geplant, auf jeden Fall. Er wollte ihn nur verwirren, vielleicht gehörte das zu seinem kranken Spiel? Diese Befürchtung bestätigte sich nach und nach. War er ein Spielzeug für diesen kranken Kerl?
Einen kurzen Moment später, entwich ihm ein Knurren. Nicht wert zu leben!? Wusste er überhaupt was er da sagte!? „Nicht wert zu leben!? Du hast keine Ahnung was du da von dir gibst! Ich hätte zu gerne mit jemanden anderen getauscht, damit diese Person wieder da ist. Aber danke. Ernsthaft, vielen lieben Dank!“,zischte Ivan, während ihm sofort Tränen in die Augen schossen. Mist.. Die durfte er nicht sehen. Also wendete er sich einfach ab und biss die Zähne zusammen. Am liebsten hätte er sich einfach an einen Baum gesetzt und die Beine an sich gezogen um dann zu versuchen das alles zu vergessen.. Wie oft hatte er es versucht und es hatte nicht funktioniert. Stattdessen tauchten immer die selben Bilder auf, welche sich anfühlten, als würde man ihn erstechen und das tausende Male..
„Ich bin ja still...“,murmelte er nun ebenso leise wie Sin. Die Lust nach Schreien war weg.. Stattdessen kämpfte er mit sich. Versuchte die Tränen zurückzuhalten. Diese waren doch nur eines.. Mehr Angriffsfläche für diesen.. Kerl.. Er würde ihn nur noch mehr verwirren.. Genau deswegen blickte er ihn nicht mehr an.. Wenn er nicht in seine Augen blickte, würde er nicht an Andrej denken.. So zumindest der Plan.
Eine unendliche Erleichterung zeigte sich in Ivans Gesicht als Sin losging. Ließ er ihn jetzt endlich in Ruhe, hatte er eingesehen, dass er kein Spielzeug war? Aber.. Er hatte noch die Medaillons.. „Warte.. Das Medaillon. Gib es bitte her..“,rief er ihm nach und folgte ihm ein paar Schritte, ehe die Dunkelheit Sin schluckte. Mist.. Der war weg, das einzige was zu hören war, waren die raschelnden Blätter.
Seufzend legte er eine Hand an sein Gesicht und schloss abermals die hellblauen Augen, atmete tief ein und aus. Er hätte schwören können, dass er die Berührung an seiner Wange immer noch spürte. Warum beschäftigte ihn diese bitte!? Er hatte nur seine Wange angetatscht und mehr war das nicht und sollte das auch nicht sein. Es war wahrscheinlich sowieso nur eine Geste gewesen um Ivan zu verspotten.
Ein düsteres Lachen erklang und sofort schien sich der Fluchttrieb zu melden. Gerade wollte Ivan rennen, als etwas auf ihn fiel und ihn damit zu Boden zog. Ein überraschter Aufschrei war die Antwort darauf und sofort legten sich beide Hände an die linke Seite.. Fuck.. Mitten auf die Prellung.
Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Ivan sich fing und anfing sich unter Sin wegzudrücken.
„Alter! geht’s noch!? Was soll das bitte!“,fragte er perplex, während eine Hand sich nach vorne ausstreckte um den Ellenbogen genug Platz zu geben. Dann versuchte er sich nach vorne zu ziehen, während er die Beine leicht anzog. Super.. Wer das war, war klar. „Sin.. geh runter von mir, du bist schwer..!“,jammerte er und zog sich ein paar Zentimeter weg, während sein Herz vor Schreck und Überraschung raste. Jetzt lag der kranke Kerl noch auf ihm, während sich die kleinen Stöckchen in seine Brust bohrten. Eindeutig zu viel Kontakt. Der musste sofort runter, aber so schnell wie möglich! Mit dem anderen Ellenbogen versuchte er Sin wegzudrücken, während er die Augen geschlossen hatte. Er wollte auf keinen Fall in seine Augen blicken, komme was wolle.
„Ich tatsch dich gleich an, wenn du nicht runter gehst!“,drohte Ivan, während sein Gesicht sich schmerzerfüllt verzog. Verdammt diese dummen Rippen! Sin mochte es laut seiner Aussage nicht angefasst zu werden, also.. Vielleicht war das die Lösung um wegzukommen.
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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Di Aug 26, 2014 10:28 am

Sin
Auf die Worte, dass er ihn nicht loben sollte und er kein Hund wäre, meinte er: „Richtiges Verhalten wird gelobt.“ Und fertig. War ihm doch egal, was er dachte oder wollte. Sin tat eh nur das was er für richtig hielt. Zudem konnte er sehen, dass es dem Kleinen gar nicht so unlieb war, wie er es denn gerne hätte. Seine leise Stimme und die ablehnenden Worte standen in Krassen Kontrast zueinander.
Er wusste auch, dass Ivan unsicher wurde. Konnte es spüren, sehen. An kleinen Gesten. In den blauen Augen. Konnte in ihnen lesen wie in einem Buch. Gerne hätte er auch die Gedanken erfahren, aber die waren ihm verwehrt – jedenfalls noch. Dann fragte der junge Mann etwas und Sin überlegte kurz, bevor er antwortete. „Ja... ich bin gut darin. Niemand bemerkt mich, bis ich es will.“ So war es. Bis er sich irgendwann zeigte oder sich bemerkbar machte, fühlten sich alle sicher. Es war faszinierend. Er hatte immer und überall das Gefühl beobachtet zu werden. Bisschen albern... aber die Welt war so groß. Überall konnten sich Feinde verstecken und auf ihn warten.... Schlafen war besonders schlimm. Alpträume... von den Männern... den Frauen... dem Keller... jedes mal war er wieder da. Konnte nicht entkommen... und am Ende wachte er auf. Schweißgebadet. Voller Panik. Und es dauerte, bis die Realität und der Traum sich wieder trennten. Mit einem kaum merkbaren Rucken seines Kopfes riss er sich gewaltsam aus seinen Gedanken los.
Als Sin Ivan dann über die Wange strich, nachdem er ihn Ohrfeigte, antwortete er auf die Frage des jungen Mannes: „Wollte es.“ Was sollte er auch sonst sagen? Es war ja die Wahrheit. Und Sin hatte sich vorgenommen, alles zu machen, was er wollte – selbst wenn es noch so seltsam wäre! Okay.... einiges schaffte er noch nicht. Hasste es, anderen nahe zu sein. Mochte es nicht, wenn andere ihn ansahen... Fühlte sich nicht gut an...
Auf die weiteren Worte Ivans reagierte er nicht weiter. Dieser Junge wusste nichts! Rein gar nichts. Wusste nicht, was schmerzen waren. Wirkliche Schmerzen. Er war so wie viele andere. Sie weinten wegen etwas, was sie nicht einmal kannten. Aber er war sich verdammt sicher, dass niemand mit ihm würde tauschen wollen, wüssten sie um seine Vergangenheit. Er würde sterben, damit ein anderer Leben konnte? Haha... „Lüge.“, zischte Sin nur. „Lüge!“ Ivan hatte Angst vor dem Tod. Sonst hätte er nicht versucht vor ihm zu fliehen. Er würde nicht tauschen, da war er sich verdammt sicher. Er sagte es jetzt... aber in dem Moment? Da würde er zurück zucken. Es war eine Menschliche Verhaltensweise. Nichts, für das man sich schämen müsste. Sin selbst hätte wahrscheinlich auch mehr Probleme mit dem Tod, wenn er etwas im Leben hätte, was ihm etwas bedeuten würde. Was ihn auf dieser Welt halten könnte... aber er hatte nichts. Nicht wirklich.
Erst als Ivan meinte, dass er ja schon still wäre, nickte er zufrieden... so muss es sein. So wollte er es haben.
Und dann kam der Moment, indem er Ivan von oben heraus angriff. Es war lustig, wie der Kleine aufschrie. Überraschung... Schrecken... So viele Gefühle. Wie er versuchte ihn weg zu drücken. Sich in Sicherheit zu bringen. Dumme Aktion... er lag auf dem Bauch und Sin über ihm... So ging es. So konnte er andere berühren. Fühlte sich sicherer. Konnten ihn nicht anfassen. Nicht festhalten.
Auf die Worte, dass er schwer war, schnaubte er nur leise. Er war nicht schwer... Glaubte er jedenfalls. Immerhin war er ja nicht dick! Dicke Menschen waren schwer. Er war muskulös. Das war nicht dick!
„Ruhig...“, meinte er leise und umfasste Ivans Handgelenke, hielt diese fest. Der Länge nach lag er über dem jungen Mann. Brustkorb an Rücken. Sein Kopf neigte sich leicht, während sich sein Mund an den Nacken des anderen legten. „Nichts anfassen. Ich habs gesagt.“, meinte er leise. Während er Sprach, berührten sein Lippen Ivans Haut.
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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Di Aug 26, 2014 11:22 am

Ivan
Also hatte er ihn wirklich gelobt wie einen Hund.. Und das Lob hatte ihn wirklich für einen Moment glücklich gemacht, was war nur mit ihm los? Irgendetwas stimmte nicht.. Aber was? Er kannte diesen Kerl doch nicht und trotzdem nahm er das Lob gerne entgegen. Es war einfach nur eines... Das pure Chaos, welches sich in seinem Hirn zusammenbraute. Dieser Fremde.. konnte ihn so leicht verwirren.. Das konnte doch einfach nicht sein! Lag es wirklich nur an seiner Ausstrahlung und an der Ähnlichkeit? „Hm.. Und falsches wird bestraft..nicht?“,fragte Ivan leise und biss sich leicht auf die Lippe. Konnte er nicht einfach weggehen..? Das würde die Sache drastisch erleichtern. War es Sehnsucht die ihn so sehr betrübte? Sehnte er sich nach Jemanden? Aber wenn, warum dann nach dem fremden Kerl, der nichts besseres zu tun hat, als ihn zu schlagen und zu würgen.. Und über seine Wange zu streichen.. Wieder strich ein warmes, sanftes Gefühl über seine Wange, doch dieses Mal war es Einbildung.. Pure Einbildung.
„Warum verfolgst du Leute.. Was bringt es dir?“,fragte er vorsichtig, leise , während sein Körper langsam ruhiger wurde. Machte es ihm Spaß? War es ein Hobby, oder hatte er Angst? Warum sollte Jemand wie er Angst haben? Er war ziemlich stark und schien sich sehr gut unter Kontrolle zu haben. Aber die Reaktionen.. Zum Beispiel bei der Berührung der Narbe...
„hmm.. Achso... Tu es bitte nicht nochmal..“, murmelte er ruhig und strich sich langsam über die pochende Wange, ehe er leicht zusammenzuckte. Na super.. Wenn das nicht auch blau werden würde.. Ebenso wie sein Hals. Bald könnte er ganz als Schlumpf rumrennen.
Dann schien doch wieder die Wut in ihm aufzuschäumen, als er als Lügner bezeichnet wurde.
„Lüge!? Ich lüge nicht! Lieber wäre ich draufgegangen anstatt Andrej! Du kennst mich nicht, du weißt nichts über mich! Du hast kein Recht mich als Lügner zu beschimpfen! Das einzige was du weißt ist: Dass ich Ivan heiße und dass das Medaillon mir gehört.. Und das wars. Was ich erlebt habe weißt du nicht, also kannst du nicht einfach behaupten ich würde lügen!“,knurrte er mit Nachdruck in der Stimme, während sich erneut Tränen in seine Augen bildeten. „Scheiße.. Ernsthaft. Urteile nicht über mich, wenn du mich nicht kennst...“,grummelte er und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Verdammt. Jetzt rannten die Tränen doch. Er würde gleich lachen und ihm danach den nächsten Schlag ins Gesicht verpassen und eventuell ihn noch auf irgend eine Weise beleidigen..
Nun.. Wenigstens schien er zufrieden, als er meinte, dass er still sei. Er schien wirklich beinahe glücklich damit. Mochte er keine lauten Geräusche? Wenn er n Killer war, was das Würgen andeuten ließ.. Dann waren Schreie wohl nicht wirklich gut, wenn..man tötete.. Ob er schon Mal getötet hatte?
Doch dann der Sturz nach der Stille in welcher Sin verschwunden war. Langsam, ruhig schlug das Herz des Bleichen gegen die Brust an den Rücken Ivans.. Wie konnte er nur so ruhig bleiben, wie schaffte man das bitte? Wie ging das, wie konnte man in jeder Situation einen kühlen Kopf bewahren?! Im Gegensatz dazu, klopfte das Herz Ivans nur so gegen die Brust an den Waldboden, als wollte es hinausbrechen und wegrollen.. Wenn das überhaupt möglich war.
Dann floss erneut die kühle Stimme Sins in seine Ohren und er schloss die Augen.. Ruhig..? In Kombination mit dem langsamen Herzschlag des Anderen schien sein Körper diesem Befehl zu folgen und entspannte sich.. Sein Puls entschied sich von 180 mal wieder etwas runterzukommen und der Atem wurde ebenso ruhiger.. Jedoch machte sein Herz einen kurzen Hüpfer, als Sin seine Handgelenke umfasste. Es tat nicht weh.. Er hielt sie nur fest, sodass er sich nicht mehr bewegen konnte. Irgendwie.. War es nicht Mal so unangenehm wie er dachte, Sin auf seinem Rücken liegen zu haben. Seine Ruhe färbte ab, was zur Entspannung und somit zu einer angenehmen Ordnung in Ivans Kopf half.
Dann erneut.. Wieder ein Hüpfer seines Herzens, als er etwas an seinem Nacken fühlte. Sein Körper zuckte zusammen, bevor er sich wieder entspannte.. Waren es Lippen? Waren es Sins Lippen an seinem Nacken? Warum..? Wollte er ihn nur noch mehr verwirren, ihn wieder dazu bringen an Andrej zu denken? Ok.. Andrej hatte so was nie getan.. Ihm den Kopf getätschelt und das war schon das höchste der Gefühle gewesen.. Als Antwort auf Sins Ermahnung kam nur ein leises..“hmm..hm..“ Hin und her gerissen überlegte er verzweifelt was er tun sollte.. Er fand es nicht schlecht.. Hätte Stunden so liegen können mit dem ruhigen Herzschlag am Rücken. Er war nicht alleine.. Und And-... Jemand war da, der ihn anscheinend doch nicht töten wollte.. Er wollte nur wissen was mit den Medaillons war.. Anderseits hatte er ihn geschlagen und schien zu wissen, wie er mit Ivan umgehen musste, damit er gehorchte.. Aber.. für einen Moment war es schon in Ordnung so zu verweilen.. bestimmt!
Ein leises entspanntes Seufzen, schlich sich über die Lippen, ehe er es sofort zurückholen wollte. Verdammt. Jetzt wurde es doch ein wenig peinlich.. Nur weil Jemand da war, musste man sich doch nicht gleich so wohl fühlen.. Aber...
Es war.. Komisch, einfach nur komisch.. Warum hörte er auf die Kommandos!? Er war doch kein Hund.. Soweit er jedenfalls wusste!Trotzdem wollte Ivan nicht weg.
„Sin..-“,flüsterte er.. Wollte eigentlich fragen, warum er auf ihm lag, ließ es jedoch.. Wenn er wieder weggehen würde, wäre er allein und die Ruhe wäre verschwunden.. „Ich verstehs nicht..“,fügte Ivan vorsichtig hinzu. Es war keine Lüge.. Er verstand wirklich nicht was das alles sollte.
Ein kurzer Blick auf seine Hände, welche von den um einiges helleren gehoben wurde, gab ihm ebenso ein wohliges Gefühl..? Aber warum? Wollte er nicht, dass er loslässt? Was war nur los!?
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BeitragThema: Re: Die Waldwege   Die Waldwege Icon_minitime1Sa Sep 13, 2014 1:17 pm

Sin

War komisch, der Kleine... Seltsam... Und wenn er das dachte, musste das schon was heißen!
Als er ihn gelobt hatte, konnte er das Leuchten in den Augen des anderen sehen. Es freute Ivan... dummer Fehler, so eine Schwäche zu zeigen. Grade bei jemanden wie Sin, der eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe besaß, war es eine gefährliches Wagnis... Der kleine suchte nach Aufmerksamkeit... lechzte förmlich danach. Gut zu wissen... musste sich gemerkt werden. Gut für später...
Auf die leise fragte, dass falsches bestraft wird, legte Sin den Kopf schief, blickte ihn nachdenklich an. Was für eine dumme Frage... sollte er darauf wirklich antworten? Nein... wäre dumm... könnte Ironie sein... Das würde Sin nicht verstehen. Irritierte ihn, wenn jemand einen Scherz machte oder etwas nicht so meinte, wie er es sagte. Doch auf die nächsten Fragen, würde er eine Erklärung geben. Warum auch nicht? Würde ihm ja nicht gefährlich werden. „Spaß... es macht Spaß.“, meinte er. Es war wirklich nicht so, dass er es unbedingt machen musste... aber er tat es einfach gerne. Er hatte sonst nichts im Leben. Kannte kaum etwas. Er mochte Bücher, aber es dauerte so lange. Lesen fiel ihm schwer und er kannte viele Wörter nicht. Märchen... er mochte Märchenbücher. Mit Bildern.... Aber er wusste nicht, wo er sie her bekommen sollte. Hatte kein Geld... Manchmal nahm er sich welche von seinen Opfern mit... Er hatte gehört, dass es auch etwas gab, wo jemand diese Bücher vorlas... er wusste nicht was, aber das hätte er gerne.
Als Ivan ihn dann aus seinen Gedanken riss und meinte, er solle es nicht wieder tun, sah er ihn wieder mit schief gelegten Kopf an. Was meinte er? Den Schnitt? Das Streicheln? Klarer Ausdrücken wäre angesagt... da er nicht wusste, was der kleine meinte, erwiderte er auch nichts darauf. Und dann begann der Zwerg wieder zu jammern und mit Ausdruckslosen Gesicht hörte er sich alles an, bevor er erneut zu sprechen anhob. „Viel... Weiß viel über dich. Bemitleidest dich selber. Schwach. Du weißt nichts. Hast nie richtige Schmerzen erlebt. Weißt nicht, was Schmerzen und Leid wirklich bedeuten. Würdest zugrunde gehen, solltest du sie jemals erfahren.“ Er würde nicht mehr weinen, würde er es kennen. Denn irgendwann verbarg man seine Gefühle, um nicht daran zu zerbrechen. Er hatte gelernt, alles schweigend, ohne Emotion über sich ergehen zu lassen... Niemals zu zeigen, dass er litt... niemals Schwäche zeigen... das war es, was sie wollten. Und nun? Die Kälte war ein Teil von ihm geworden. Die Emotionslosigkeit.... Die Ruhe.... Das war er.
Nicht so Ivan. Aufregung... Angst.... Ärger.... Verwirrung.... das alles schoss durch dessen Körper. Er konnte es fühlen. Irgendwann wurde Ivan ruhiger und es verwirrte ihn
Das leise Seufzen, welches dem jungen Mann entwich, sein Name, kaum zu verstehen, nicht mehr als ein Hauchen... all dies führte dazu, dass sich in Sins Hose etwas regte und sich drängend an Ivans Hintern presste. Anfangs wusste Sin nicht, was los war. Was das Gefühl zu bedeuten hatte, der dumpfe Schmerz in seiner Hose, als sein Geschlecht sich aufrichtete und in einem unangenehmen Winkel lag.... Doch dann Begriff er und Panik überfiel ihn. Warf ihn um Jahre zurück... in die Vergangenheit. In den Keller... ins Dunkle. Scham und Entsetzen kämpften in seinem Körper, benebelten seinen Verstand. Er dachte an die Männer... die Frauen... wie sie ihn ansahen... anfassten.... benutzten.... Übelkeit stieg in ihm auf... und er rollte von Ivan herunter, sprang auf die Beine.... musste Würgen... Galle stieg auf, brannte im Hals. Angewidert von sich selbst, von der Reaktion seines Körpers.... Er begann zu zittern.... der Schweiß brach ihm aus... abwechselnd wurde ihm heiß und kalt. Er musste weg Jetzt. Sofort.
Er achtete nicht mehr auf Ivan, musste sich konzentrieren. Wie man ging. Seine Beine bewegte. Er wusste, es würde dauern, bis er sich wieder beruhigt hatte. So lange musste er alleine sein. In Sicherheit. Sich einschließen... Damit niemand an ihn heran kam.

Gt Steintreppe
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